Udo Walendy: Bild 'Dokumente' für die Geschichtsschreibung?
Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforchung, Vlotho (Weser) 1973



[Seite 3] „Nach einem Gemetzel des Bataillons ‚Nachtigall’ unter Einwohnern von Lwow. Politischer Kommandeur dieser Hilfseinheit ukrainischer Nationalisten ist ein deutscher Offizier namens Theodor Oberländer.” Mit diesem Bildtext veröffentlicht in Heinz Bergschicker „Der Zweite Weltkrieg — Eine Chronik in Bildern”, Deutscher Militärverlag Berlin-Ost, S, 150 o. J. Echte Foto

Dieses echte Foto ist mit einer gefälschten Unterschrift versehen worden. Wer diese Morde in Lemberg 1941 auf dem Gewissen hat, ist geklärt.

Kurt Ziesel hat in „Der Rote Rufmord” (Tübingen 1961) (S. 78 ff) eingehend dazu Stellung genommen:

In hemmungsloser Umkehr der Tatsachen gaben im Sommer 1959 die sowjetischen Zeitungen ‚Iswestja’ und ‚Neue Zeit’ das Signal”. zur Diffamierung Bundesministers Theodor Oberländers als „Massenmörder von Lemberg”. Das von Fälschungen strotzende Machwerk „Die Wahrheit über Oberländer” aus Ost-Berlin („Braunbuch”) in Verbindung mit publizistischer Schützenhilfe aus der Bundesrepublik sowie eine verleumderische Strafanzeige der VVN gegen das Bataillon „Nachtigall” und Prof. Oberländer machten diesen Fall zu einem Politikum ersten Ranges.

Wir zitieren weiter Kurt Ziesel:

Als Oberländer das erste Mal öffentlich erklärte, er würde die Gründung eines Untersuchungsausschusses über die Morde in Lemberg in Deutschland beantragen, richtete die sowjetische Botschaft an das Auswärtige Amt ein Schreiben des Inhalts, die Sowjetunion würde es als einen unfreundlichen Akt der Bundesregierung ansehen, wenn die Lemberger Massenmorde und die sowjetische Beteiligung daran auf deutschem Boden untersucht werden. Erst auf diese massive Erpressung der Sowjetunion hin entschloß sich Oberländer, sich mit seinem Vorschlag an führende Widerstandsorganisationen des Auslandes zu wenden. Nachdem der Ausschuß jedoch seine Tätigkeit aufgenommen hatte, setzte gegen sämtliche Mitglieder eine ebenso erpresserische Kampagne ein. Sie erhielten am laufenden Band Drohungen mit Mordankündigungen und nächtliche Telephonanrufe, und eine Tagung der Kommission in Den Haag war von kommunistischen Straßendemonstrationen begleitet. Trotzdem haben sie mutig der Wahrheit zu dienen versucht...

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Frenzel (später als Spion für den tschechischen Geheimdienst verhaftet), der bis dahin aus Tarnungsgründen dem Ausschuß zugestimmt hatte, verschwand anläßlich einer Tagung in Berlin für vier Stunden nach Ostberlin, wo er offenbar den Befehl bekam, umzuschalten und die weitere Tätigkeit des Ausschusses durch seinen demonstrativen Austritt aus der URPE zu verhindern. Ohne sich mit der URPE oder dem Ausschuß zu verständigen, übergab er der Presse eine lange Erklärung, in der er sich als „getäuscht und betrogen” hinstellte... Für den ”Internationalen Untersuchungsausschuß Lemberg 1941” war der Angriff seines Miteinberufers Frenzel einer der entscheidenden Gründe, seine Arbeit einzustellen...

Diese ungeheuerlichen Präliminarien zur Verhinderung der Aufklärung der sowjetischen Verbrechen in Lemberg und in der gesamten Ukraine erhielten ihre besonders makabre Note durch die Tatsache, daß der SPD-Abgeordnete Carlo Schmid als amtierender Präsident des Bundestages kurt danach die Verteilung einer umfassenden Broschüre „Lemberg 1941 und Oberländer”, welche die bis zur Auflösung des „Internationalen Untersuchungsausschusses Lemberg 1941” ermittelten Ergebnisse, insbesondere eine Auswahl der Aussagen von mehr als 200 einvernommenen Zeugen in ganz Europa, die eine vernichtende Entlarvung der sowjetischen Verbrechen in der Ukraine bedeuteten, im Bundestag verbot mit der Begründung, „er wisse nicht, von wem sie bezahlt sei” ... Die Broschüre wurde auch der gesamten deutschen Presse zugänglich gemacht, und bis auf kleinere Heimatzeitungen wurde sie von der gesamten deutschen Presse, natürlich auch vom „Spiegel” und „Rheinischen Merkur” totgeschwiegen, den gleichen Organen, welche inzwischen nachgewiesenermaßen unwahre, entstellte Zeugenaussagen mit Wohlbehagen abdruckten, die nicht für die Sowjetunion, sondern für Deutschland belastend waren...

Auf Grund der 232 Zeugenaussagen, größtenteils von Ukrainern und Polen aus Lemberg, die jetzt im Westen leben, ebenso von jüdischen Bürgern Lembergs und auf Grund amtlicher Dokumente kam der Ausschuß nach viermonatiger Untersuchung bereits zu der eindeutigen Feststellung:

„Daß die gegen die Einheit ‚Nachtigall’ den damaligen Oberleutnant und heutigen Bundesminister Oberländer erhobenen Vorwürfe jeder Grundlage entbehren...

„Zu diesem Ergebnis ist sogar die sowjetstaatliche Untersuchungskommission in Lemberg im Jahre 1944 gekommen, denn in ihrem Bericht wird weder die Einheit ‚Nachtigall’ noch Professor Oberländer oder einer seiner Mitarbeiter genannt. Auch im Nürnberger Prozeß ist nicht einmal der Name Oberländer im Zusammenhang mit den in Lemberg begangenen Verbrechen genannt worden...

„Gleich nach Beginn des nazistischen Feldzuges gegen die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begannen die Sicherheitsorgane der sowjetischen Geheimpolizei (NKWD) mit der Verhaftung der nach ihrer Meinung unzuverlässigen Elemente in den Westgebieten der Sowjetunion. Zu Tausenden wurden Angehörige vieler Nationen deportiert oder eingesperrt. Als es nach dem Zusammenbruch des Transportwesens unmöglich wurde, die Verhafteten weiter nach Innerrußland und Sibirien zu transportieren, ergingen an die Abschnittskommandanten des NKWD im Westen Funkerlasse, wonach die kriminellen Gefangenen freizulassen, die politischen dagegen zu liquidieren seien. In der Ukraine und damit auch in Lemberg unterstanden die NKWD-Gruppen dem in Kiew residierenden Generalsekretär der kommunistischen Partei der Ukraine, Chruschtschew. Die Kommandanten des NKWD in der Ukraine erhielten von Chruschtschew persönlich bereits am 24. Juni 1941 den durch Funkspruch übermittelten Befehl, die politischen Gefangenen zu liquidieren. In den überfüllten Gefängnissen von Lemberg und in allen anderen Orten der Westukraine setzte daraufhin ein Massenmorden ein. Nach den zuverlässigen Feststellungen des amerikanischen Kersten-Ausschusses wurden in den verhängnisvollen Tagen vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in der ganzen Ukraine wenigstens 80 000 bis 100 000 Menschen von den Sonderkommandos des NKWD ermordet. Verantwortlicher Auftraggeber war der Generalsekretär Chruschtschew.”

Bemerkenswert ist in dieser Broschüre folgende Feststellung:

„Um ein objektives Bild zu bekommen, hat die Kommission die Beschuldiger aus dem Osten und ihre Zeugen eingeladen, vor der Kommission auszusagen. Bedauerlicherweise hat sich keiner dieser Zeugen bereitgefunden, der Einladung Folge zu leisten.”

Dieser Fall wurde am Anfang der folgenden Bilddokumentation etwas ausführlicher behandelt, um die Aufklärung der Lemberg-Morde von 1941 nicht durch neuerliche Propaganda erneut verschütten zu lassen und um die Methoden am drastischen Beispiel zu demonstrieren, die gegnerische „Bewältiger deutscher Vergangenheit” zur Durchsetzung ihrer politischen Interessen anzuwenden belieben.




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