Udo Walendy: Bild 'Dokumente' für die Geschichtsschreibung?
Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforchung, Vlotho (Weser) 1973



[Seite 24] KZ-Wächter, Opfer in Buchenwald: „ Im SS-Staat das perfekte Sklavensystem”. Mit diesem Bildtext veröffentlicht in „Der Spiegel” vom 10. 10. 1966, Nr. 42, S. 101.

Dieses Bild ist eine Fotomontage. Die Beleuchtung der linken Bildhälfte ist grundsätzlich anders als die rechte. Die Gesichtskonturen der Häftlinge sind unkenntlich, während der SS-Unterscharführer bis in Einzelheiten erkennbar ist. Während beim liegenden Häftling deutliche Schatten fallen, wirft der SS-Unterscharführer (Unteroffizier) keinen Schatten. Die Uniform des „Wächters” stimmt über dem Koppel nicht mit der unteren Hälfte überein. Die Seitentaschen unter dem Koppel fehlen, die Jackenkante verläuft nicht richtig von oben nach unten, die linke Hand (rechts im Bild) müßte im Schatten liegen, ist hingegen hell beleuchtet, die Offiziershosen mit Stiefel durfte ein Unterscharführer überhaupt nicht tragen, die Pistole hängt an der falschen Seite. Die Häftlinge würde man kaum an solche Bäume, die allenfalls im außerordentlich hohen Gipfel eine Haltering haben, und dann noch in dieser Weise gehängt haben. Gehängte mit angewinkelten Beinen gibt es nicht.

Der Verf. konnte im Museum der Dachauer Gedenkstätte im Jan. 1968 auf einer mannhohen Vergrößerung deutlich sehen, daß man auf diesem Bild vergessen hatte, die Stricke einzuzeichnen, an denen die beiden „Gehenkten” angeblich hängen sollen. Sie schweben somit offensichtlich ohne Stricke in der Luft.

[Seite 25] „Lastwagenanhänger mit Häftlingsleichen KL-Buchenwald”. Mit diesem Bildtext veröffentlicht in R. Schnabel „Macht ohne Moral”, S. 343.

Auch dieses Bald ist eine Fotomontage. Deutlich erkennbar an Hand von Deckungsvergleichen der Vergrößerungen dieser Ausgabe und der Reproduktion in „SS im Einsatz” Berlin-Ost 1957 S. 193 und „Buchenwald — Mahnung und Verpflichtung — Dokumente und Berichte” Berlin-Ost o. J. Bildanhang. Die Reifen stimmen nicht einmal mit dem Wagenschassie überein. Der Abstand der Räder ist unterschiedlich. Die Beine im hinteren Teil passen anatomisch und perspektivisch nicht zu den vorderen Leichenteilen. Grundsätzlich widerspricht die Deutlichkeit der Wagenteile der Undeutlichkeit der Ladung.

Die Anatomie der „Leichen” ist im Vergleich zum Anhänger um ein Vielfaches zu klein.




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