Udo Walendy: Bild 'Dokumente' für die Geschichtsschreibung?
Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforchung, Vlotho (Weser) 1973



[Seite 61] „Gestapelte Säcke mit Frauenhaar in Auschwitz”. Mit diesem Bildtext veröffentlicht in R. Schnabel „Macht ohne Moral”, S. 261.

Dieses Bild ist eine reine Zeichnung. Den Säcken (einzige Ausnahme von rechts) fehlt jegliche Schattierung, sie liegen wie Würste aufeinander, die Lichtseite geht unnatürlich in die Schattenseite über. Solche Säche gibt es nicht. Typisch ist wieder die Unkenntlichkeit der Personen und ihre falsche Schattierung. Bei den hellen Säcken ist das Schwarz des rechten Mannes absolut unerklärlich, auch der durchgängige weiße Streifen auf dem Bauch des hinteren Mannes, das Schwarz zu Füßen der Männer und nicht zuletzt das schattierungslose Weiß daneben, das weder Haare, noch Säche noch sonst etwas erklärlich wiedergibt. Die Arme der Männer sind zu schmal, außerdem werden sie zu hoch gehalten. Vergrößerungen und andere Reproduktionen aus „SS im Einsatz — Eine Dokumentation über die Verbrechen der SS” Berlin-Ost 1957 S. 451 weisen nicht nur malerische Veränderungen grundsätzlicher Art, sondern auch Differenzen beim Deckungsvergleich auf. Ein gemalter Teilausschnitt der Säcke bei Prof. Dr. Tadeusz Kotarbinski „Meszenstwo walka, zaglada Zydow w Polsce 1939-1945” Warschau 1960 Bild Nr. 197 beseitigt die letztmöglichen Zweifel.

[Seite 62] „Frauenhaar in Tonnen im KL Auschwitz”. Mit diesem Bildtext veröffentlicht in R. Schnabel „Macht ohne Moral”, S. 259.

Dieses Bild, das sich ohnehin jederzeit leicht stellen ließe — man leihe sich beim Perückenmacher einige Haare aus —, ist dennoch eine Fotomontage, wobei zweifelhaft ist, ob die etwas zu große Hand des Mannes zum echten Fotografieteil gehört oder auch montiert ist. Die fehlende Schattenpartie an den Fingern dieser Hand widerspricht den übrigen Schattendurchzeichnungen. Eine Fotografie, die rechts deutlich ist und auch links auf der Tonne Einzelheiten der Faserung erkennen läßt, müßte auch den Inhalt dieser Tonne deutlich wiedergeben, was nicht der Fall ist. Diese „Haare” auf der Tonne sind gezeichnet. Die Schattierung der Tonne links widerspricht der Schattierung des Anzugs und der Tonnenöffnung in der Mitte des Bildes; diese nämlich dürfte nicht total schwarz sein. Typisch ist wieder die Anonymität des Bildes; man wagte noch nicht einmal des Gesicht des Mannes zu zeigen, von spezifizierten Angaben ganz zu schweigen.

Schärfekontraste wie zwischen den in der Hand gehaltenen und auf der Tonne dicht daneben liegenden Haaren sind fototechnisch nicht möglich.




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